Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ist es eine wichtige Hilfe für den Menschen, einen Meister zu finden. Heutzutage haben wir jedoch ein Überangebot an „Meistern“. Yogis, und Shifus und Instructors und Influencers – man könnte annehmen, wir leben in einer goldenen Zeit, in der tausende Menschen zeitgleich zur Erleuchtung gekommen sind und trachten die Anderen zu retten. Einmal sagte ein Geistiger zu mir, als wir an einem einsamen Ort plauderten, dass, wenn auch nur die Hälfte derer, die behaupten die Erleuchtung gefunden zu haben, wirklich erleuchtet wären, wir schon in einem Paradies auf Erden leben würden.
Meister ist nicht einer, der seltsame Kleidung trägt. So lächerlich es ist, wenn heutzutage jemand im Alltag in Uniformen des Mittelalters umherläuft, genauso lächerlich ist jemand, der Turban und merkwürdige indische Tracht trägt.
Meister ist nicht einer, der mit dem Strom und der Masse geht. Meister ist einer, der seine persönlichen Ansichten und Überzeugungen von der Lehre trennt. Der Meister steht für die Menschheit, nicht für die Gesellschaft. Die Gesellschaft verändert sich schnell und mit ihr Überzeugungen und Werte. Die Menschheit bleibt hingegen dieselbe, und diese muss nach Vorne schreiten.
Meister ist nicht einer, der sich nicht um seinen Körper kümmert, noch einer, der ungepflegt oder gar zerlumpt auftritt. Wenn der Körper krank wird, krankt auch die Seele. Wir benötigen ein Gleichgewicht zwischen Körper und Seele, Materie und Geist. Auf der anderen Seite, ist der Meister auch nicht der, mit den Millionen von Followern, den unzähligen Videos und der unaufhörlich glänzenden Selbstdarstellung. Die Lehre ist von großem Wert und kein billiges Fast Food für die Massen. Natürlich ist es nicht verwerflich seine Arbeit zu zeigen, verwerflich ist es, den Anschein zu machen, nur weil man eine gewisse Anzahl von Followern hat, die Antwort auf alles zu haben und für die Promotion alles zu geben.
Meister ist nicht einer, vor dem man sich verbeugen muss, oder einer, der unzählige Rituale fordert. Dies bedeutet aber nicht, dass man ihm keinen Respekt entgegenbringen sollte. Doch der Respekt wird gewonnen durch die Inspiration.
Meister ist einer, der mit viel Schmerz in sich geschaut hat, der gesehen hat, was ihn beschäftigt, der aus seinen Fehlern gelernt hat und voranschreitet. Er lädt dich ein, diesen Weg gemeinsam zu gehen.
Meister ist der, der das Gleichgewicht in sich gefunden hat zwischen Spiritualität und materiellem Leben. Er lädt dich ein auf diesen Weg der Mitte. Zufriedenheit ist nicht das Ergebnis, Zufriedenheit ist der Weg. Der Meister kennt die Philosophie, ohne die Praxis zu vernachlässigen. Das Eine kann nicht ohne das Andere sein. Es gibt kein Yang ohne Ying.
Meister ist der, der erkannt hat, dass er den Weg nicht vollenden kann, wenn er nicht ehrlich das teilt, was er in sich trägt. Er muss alles teilen, was er gelernt hat, ohne auch nur das Geringste für sich zu behalten. Der Meister lädt dich mit Bescheidenheit ein, gemeinsam weiterzugehen. Der Meister ist ein Freund, der dir mit seiner Wärme mit Anteilnahme zuhören wird, der dich anregen wird, wo es notwendig ist kleine Veränderungen zu tun. Und so, wird auch er innerlich wachsen.
Meister, ist der, der sich an deiner Weiterentwicklung freut und der dich ermutigt ihn zu übertreffen.
Der Meister widmet sich vollkommen seinen Schülern und der Lehre und vergisst seine eigene Ruhmsucht. Zu lehren bedeutet nicht nur Freude, sondern auch Schmerz. Ganz sicher gibt es keinen Ruhm. Lehre bedeutet, jemandem den Weg zu weisen. Und der Meister lädt dich auf diesen Weg ein.
